Braucht Türkis-Grün tatsächlich Generalsekretäre?


Jetzt, da die neue Koalition ihre Arbeit aufnimmt, wollen manche darin wieder zum alten System der Generalsekretäre der türkis-blauen Phase zurückkehren. Eine eingehende Analyse parlamentarischer Anfragen und begleitende Gegenrecherchen in den Geschäftseinteilungen und schönenden "Verstecken" von Personal ergeben: Insgesamt waren es ungefähr 70 Personen, die hier in einer neuen Zwischenebene werkelten, die man weder vorher noch nachher gebraucht hat und deren Jahreskosten rund fünf Millionen Euro betrugen. Da sind die zwei Millionen Gehaltskosten für die elf Generalsekretäre und die 600.000 Euro Infrastrukturkosten noch nicht eingerechnet. // Der größte Nachteil für das Land ergab sich aber daraus, dass sich eine Atmosphäre von Angst und Demotivation in den Ministerien breitmachte. Hatte ein Beamter eine gute Idee, wurde sie ihm vom Generalsekretär und seinen Leuten entweder weg- oder übel genommen. Passierte Letzteren ein Fehler, wurde gnadenlos jemand Aufmüpfiger im Apparat gefunden, dem man diesen zuschieben konnte. Fazit war, dass man in der Linie am besten jede Initiative bleiben ließ und jede Warnung vor erkennbaren Fehlern unterließ, um ja nicht aufzufallen. Österreich ist dadurch großer Schaden entstanden, und die Professionalität der Verwaltung hat erkennbar in diesen eineinhalb Jahren gelitten. // Die neue Regierung und vor allem der neue Beamtenminister wären im eigenen Interesse und im Interesse der Good Governance gut beraten, aus der Vergangenheit zu lernen. 

Zitiert aus Manfred Matzka „Braucht Türkis-Grün tatsächlich Generalsekretäre?“; Der Standard v. 7.1.1929

K.S.