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Der Nebel lichtet sich: Neue Befunde zur Neuen Mittelschule

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Wieder einmal ist der Jubel über die erfolgreiche Neue Mittelschule ausgebrochen:  Mehr Schüler (41,5 %) traten 2014 in die weiterführenden höheren Schulen über als aus der Hauptschule (33,9 %)! Allerdings fällt bereits ein Schatten auf die Erfolgszahlen. Die Untersuchung durch die Statistik Austria hat den Vergleich mit der alten Hauptschule auch in die erste Klasse der Oberstufen weitergeführt. Das Ergebnis: Die Absolventen der Hauptschule konnten sich auf der ersten Stufe der Oberstufe besser bewähren (Hauptschüler 71.2 %, Mittelschüler 68,9 %) . Und weiters: Die Übertrittszahlen  2015 sind rückläufig (40,1 %).

 Bei all den Vergleichen  sind allerdings die neuen Berechtigungsregelungen nicht zu vergessen,. Die Hauptschule führte Leistungsgruppen auf drei Anforderungsniveaus. Die leistungsstärkste  I. Leistungsgruppe konnte nachweislich das Niveau der AHS erreichen. Die Übertrittsberechtigung erhielten nur die Schüler der I. Leistungsgruppe.

In der Neuen Mittelschule ist nur eine  Beurteilungsdifferenzierung auf zwei Ebenen vorgesehen: grundlegende bzw. vertiefte Allgemeinbildung. Die Übertrittsberechtigung wird durch die Zuerkennung der vertieften Allgemeinbildung erworben. Es muss daher erwartet werden, dass nun etwa die Hälfte der Schüler die Übertrittsberechtigung erwerben, früher war es nur das beste Drittel der Schüler.

 Die größeren Versagerzahlen in den ersten Klassen der Oberstufenschulen sind aber nicht nur auf die veränderten Übertrittsberechtigungen zurückzuführen. Es ist vielmehr auch zu bedenken, dass die Förderung der leistungsstarken Schüler im Unterricht in den leistungsheterogenen Klassen der Neuen Mittelschule trotz eines Zweilehrersystems weniger gut erfolgen kann.  Nach Ansicht vieler Lehrer der Oberstufenschulen: Die Leistungsmotivierung und die Leistungsbereitschaft sind in der intransparenten Situation in den leistungsheterogenen Klassenverbänden geringer ausgeprägt. Gerade dies wird von den höheren Schulen erwartet und gefordert.

Dass sich das Leistungsbild der Neuen  Mittelschule im Vergleich zur Hauptschule noch weiter verändern wird,  ist anzunehmen. Die beiden Abschlussjahrgänge der Neuen Mittelschulen, die bisher in die Vergleichsuntersuchungen einbezogen werden konnten, starteten als Versuchsschulen 2009/10 bzw. 2010/11.  Den Untersuchungen ist nicht zu  entnehmen, ob sie 2012 anstatt ihrer ursprünglichen Strukturierung nach der Einführung der Neuen Mittelschule als Regelschule der neuen Schulorganisation angepasst wurden. Der Einstieg in Schulversuche wird erfahrungsgemäß von besonders motivierten und engagierten Lehrerinnen und Lehrern vorgenommen. Ein verlässlicheres Bild wird sich daher erst ergeben, wenn Neue Mittelschulen in den Vergleich einbezogen werden können, die seit dem Schuljahr 2012/13  nach dem Regelschulmodell eingerichtet wurden.

Etwas lässt sich aus der Untersuchung jedenfalls ablesen: Prozentuell verliert die Neue Mittelschule weiter Schüler an die AHS. Sie wird der  Aufgabe der Mittelstufengesamtschule, Integration und Selektion zu verbinden, nicht hinreichend gerecht. Sie ist -  als Folge der Entscheidung von Unterrichtsministerin Dr. Schmied aus dem Jahr 2012 – zur Restschule verurteilt. Vielleicht sollte die Parole daher lauten: Alle Kinder in die AHS, wo ein Schule mit Unterstufe besteht, Umwandlung der Oberstufenrealgymnasien in Langformen bzw. Umwandlung der Mittelschulen ohne parallele AHS-Langform in dislozierte Klassen einer nahen AHS-Langform. Der Einheitssekundarschullehrer wurde in der Dienstrechtsreform schon geschaffen, eine Einheitssekundarschule liegt daher nahe.

H:S.