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Nachhilfe – Bedarf bleibt extrem hoch!

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Nachhilfe – Bedarf bleibt extrem hoch!

Zitate aus einer Presseaussendung der Arbeiterkammer v. 4.6.2020:

Fast ein Drittel der Schulkinder braucht Nachhilfe – und die Corona-Krise reißt die Lernschere zwischen Kindern auf, denen die Eltern gut und denen die Eltern nur schwer beim Lernen helfen können: Das zeigt das AK Nachhilfebarometer 2020, für das über 3.500 Eltern mit rund 5.400 Schulkindern befragt wurden. Das „Homeschooling“ in der Corona-Krise überfordert mehr als ein Viertel der Eltern, der Lerndruck auf die Familien ist gestiegen.

327.000 Kinder brauchen heuer private Nachhilfe (2018: 264.000) – ihr Anteil ist auf 33 Prozent gestiegen. Das ist ein Allzeit-Hoch, seit die Arbeiterkammer vor zehn Jahren das erste Mal den Nachhilfebedarf erheben hat lassen. Damals, im Jahr 2010, brauchten 255.000 oder 26 Prozent der Schulkinder private Nachhilfe.

Von den 327.000 Kindern, die private Nachhilfe brauchen, bekommen 40.000 keine, vor allem, weil die Eltern nicht dafür zahlen können.

Gleichzeitig brauchen die Kinder ihre Eltern als unfreiwillige NachhilfelehrerInnen: Mit drei Vierteln der Kinder (73 Prozent) müssen deren Mütter oder Väter zu Hause lernen, weil das Lernen und Üben in der Schule zu kurz kommt (2010: 65 Prozent).

Entlastung für die Familien bringen nur hochwertige Ganztagsschulen, besonders in verschränkter Form mit Unterricht, Üben und Freizeit über den ganzen Tag, zeigt die Befragung der Eltern. Ebenso hilft ihnen regelmäßiger Förderunterricht in der Schule.

Die Arbeiterkammer fordert, dass die Bundesregierung die Schulöffnung jetzt zur Erneuerung nützt – mit flächendeckenden hochwertigen und beitragsfreien Ganztagsschulen und einer gerechten Schulfinanzierung nach dem AK-Chancenindex. „Entweder für Nachhilfe zahlen oder den Schulerfolg der Kinder riskieren – das kann nicht die Alternative sein. Lernen und Üben soll in der Schule stattfinden“, sagt AK Präsidentin Renate Anderl. „Vor allem geht nicht, dass die Bundesregierung Leistung von den Schülerinnen und Schülern verlangt, aber nicht mehr für Förderung tut. Die Bundesregierung hat jetzt die jährlichen Mittel für den Ausbau der Ganztagsschulen halbiert. Hier muss sie schleunigst von der Bremse steigen und pro Jahr mindestens so viel Geld ausgeben wie ursprünglich geplant.“ 

Unser Kommentar als „bpag“:

Die Ausgliederung von Lernhilfe an den privaten und durchaus kostenintensiven Nachhilfeunterricht kostet die Familien nicht nur viel Geld, sondern verursacht darüber hinaus auch eine schwerwiegende soziale Diskriminierung bei jenen Familien, die sich das nicht leisten können.  Hier wird ein wunder Punkt unseres Schulwesens berührt, über den zu wenig, vor allem auch zu wenig grundsätzlich geredet wird. In diesem Zusammenhang darf nicht verschwiegen werden, dass der externe, bezahlte Nachhilfeunterricht für viele SchülerInnen eine wesentliche Voraussetzung für den erfolgreichen Schulbesuch und entsprechende Schulabschlüsse ist. Zu Recht wird daher im Papier der Arbeiterkammer auf die Notwendigkeit von hochwertigen Ganztagsschulangeboten hingewiesen. Ganztätige Schulen, auch jene mit verschränkter Betreuung, brauchen daher anspruchsvolle Zielsetzungen und ein Qualitätsmanagement, das zum Beispiel die unleugbar vorhandenen Erfolge des bezahlten Nachhilfeunterrichts (Einzel- und Kleingruppenunterricht, Prüfungsvorbereitung, Bewältigung individueller Lernkrisen, Lernstrategien etc.) aufgreift und ganztagsschul-adäquat umsetzt. Das wird aber mit der   überwiegenden Zahl von Schulen, die derzeit  keine verschränkte Form von Unterricht mit Lern- bzw.  Freizeitbetreuung anbietet, sondern lediglich simple Varianten einer Nachmittagsbetreuung (insbesondere Hausübungsbetreuung), nicht möglich sein. Diese Schmalspurprojekte ganztägiger Betreuung führen dazu, dass die wirklich attraktiven Möglichkeiten einer sich über den gesamten Tag erstreckenden verschränkten Betreuung nicht öffentlich artikuliert werden. Erfolgreiche Schulen sollten daher ihre ambitionierten Ziele ins Schulprogramm aufnehmen und öffentlich machen können. Im Wege der Bildungsdirektionen oder des BMBWF wären darüber hinaus auch Mittel für eine wissenschaftliche Begleitung zur Verfügung stellen.

K.S.