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„Fünf weitgehend verlorene Jahre“ in der Bildungspolitik !

von Helmut Seel
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Nationale Untersuchungen müssen jedoch folgen, welche auf Bildungsziele und Bildungsinhalte der nationalen Lehrpläne bezogen werden. Die Formulierung nationaler Bildungsstandards ist daher sinnvoll. Alle Schüler einer bestimmten Schulstufe (4. bzw. 8. Schulstufe) werden einbezogen. Als „professionell gemacht“ erachtete Haider die Bildungsstandards für die österreichischen Schulen. Wenn er aber gleichzeitig über „Failed Schools“ berichtet, „in denen nicht einmal 20 % der Schüler die Standards erreichten“, so erfordert dies Aufklärung und öffentliche Diskussion und kein Verschweigen des Tatbestands. Dies gilt auch, wenn die Bildungsstandards weder für die Leistungsbeurteilung oder ein Schul-Ranking herangezogen werden sollen, sondern nur Information zur Selbstbeurteilung der Betroffenen und für gezielte Unterstützungsmaßnahmen durch die Schulbehörten bringen sollen.

Über die Ergebnisse der ersten Bildungsstandards-Erhebungen in Mathematik am Ende der 8. Schulstufe im Sommer 2012 wurde die Öffentlichkeit im Dezember 2012 jedenfalls nur sehr knapp informiert (vgl. ORF und Zeitungen am 11.12.2012). Es ist aber doch einiges durchgesickert: Ergebnisse in vier Leistungsstufen bei maximal 800 Punkten: Stufe 1 440 – 517, Stufe 2 518 – 610, Stufe 3 ab 691 Punkte sowie Versagergruppe, welche die Stufe 1 nicht erreichte. Gesamtdurchschnitt 535 Punkte; AHS–Durchschnitt 600: Hauptschul-Durchschnitt 504 Punkte. Streuung: Beste AHS 700 Punkte, schlechteste AHS 440 Punkte; beste Pflichtschule (Hauptschule, Neue Mittelschule - nicht getrennt, da noch zu wenige NMS) 670 Punkte, schlechteste Pflichtschule 350 Punkte. Sogar 1 % der AHS-Schüler erreichte nicht einmal die Stufe 1. Die Überlappung der Leistungen in AHS und Hauptschule war evident. Auch ein Bundesländer-Ranking wurde versucht: Spitze Oberösterreich und Salzburg, Schlusslicht Wien. Dann wurden die Lucken dichtgemacht.

Weder über die Ergebnisse der Untersuchung in Englisch auf der 8. Schulstufe im Sommer 2013 (Deutsch soll 2014 folgen) noch der Untersuchung in Mathematik auf der 4. Schulstufe wurden bisher Ergebnisse bekannt. Sie sollten jedenfalls bis Ende 2013 vorliegen. Sie dürfen nicht einem strikten Sprechverbot für das BIFIE, der untersuchenden Institution, zum Opfer fallen. Hinweise auf spätere umfassende Berichterstattung reichen nicht, die Fakten gehören nun vorgelegt, und über Konsequenzen ist zu berichten. Dabei geht es nicht um die Kritik einzelner Schüler, Klassen oder Schulen, sondern um Extremwerte, Durchschnittswerte und Streuungen in den untersuchten Schularten AHS (Gymnasium, Realgymnasium) und Pflichtschule (Hauptschule und Neue Mittelschule getrennt) bzw. in den Volksschulen. Bei letzteren sollte insbesondere der Zusammenhang zwischen Schulleistungen und Übertrittsberechtigungen in die höhere Schule aufgeklärt werden.

Die heute so viel beschworene Transparenz ist auch im Schulwesen angebracht.