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Zentralmatura – eine Never Ending Story?

von Klaus Satzke
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Nach einem achtjährigen Besuch einer Sekundarschule wäre wohl ein massives Versagen von Prüflingen auch der Schule anzulasten.

Sinn macht die Reifeprüfung lediglich als ein Ritual, das den Maturanten ermöglicht, öffentlich Leistungen zu erbringen, die über viele Jahre vorbereitet und aufgebaut wurden.

Relevante Aussagen über den Schulerfolg in Oberstufen wären wohl nur möglich, wenn Bildungsstandards auf der 12. Schulstufe erhoben würden. Genau das findet aber eben nicht statt! Was die damalige Ministerin Dr. Schmied bewogen hat, die unter diesem Gesichtspunkt wenig relevante Reifeprüfung im Wege der Zentralmatura aufzuwerten, das weiß der Himmel. Planungs- und Durchführungsfehler führen nun seit Jahren dazu, dass mit einer Hingabe, die man anderen Schulthemen wünschen würde, herumgedoktert und herumkritisiert wird. Ein paradiesischer Zustand für Wichtigmacher und „Interessenvertreter“ aller Art!  Das darf doch nicht wahr sein, dass um ein Randthema ein derartiger Kriegstanz veranstaltet wird.

Das größte Defizit der Zentralmatura besteht aber in der Tatsache, dass niemand den Sinn dieser Maßnahme plausibel erklärt. Es hat ja immerhin schon einen Durchgang mit dem neuen System gegeben. Was sind die Erkenntnisse, die man daraus gewonnen hat?

Die Zentralmatura kann keinen seriösen Überblick über die Ergebnisse der Bildungsarbeit in der Oberstufe geben, denn dazu ist sie notwendiger Weise zu eng angelegt. Und für die SchülerInnen besteht das reale Problem, dass sie allenfalls Aufgaben bewältigen sollen, auf die sie nicht ausreichend vorbereitet wurden. Gut, wenn solche Defizite aufgedeckt werden, aber doch wohl nicht auf dem Rücken der SchülerInnen (siehe Vortest Mathematik).

Fazit: Das Konzept der Zentralmatura will beides sein: Zum einen eine Erhebung über den Bildungsstand am Ende der Oberstufe, zum anderen eine „gerechtere“ Überprüfung der Schülerleistungen bei der Matura. Dass man nicht gleichzeitig summativ und formativ überprüfen kann, das könnte sicherlich Frau Prof. Christiane Spiel den Experten der Zentralmatura erklären.

Gibt es einen Ausweg aus der Krise? Wohl nur den, dass die Vorgaben weniger „zentral“ sind, also nur wichtige Themenfelder vorgegeben werden und die Konkretisierung der jeweiligen Schule überlassen bleibt. Und wenn gleichzeitig Bildungsstandards für die Oberstufe eingeführt,  überprüft und öffentlich zugänglich gemacht würden, dann könnte es gelingen, einen chaotischen Nebenschauplatz zu einem tatsächlichen Hauptschauplatz der Bildungsreform zu machen!