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Bildungspolitik unter rot-pinken Vorzeichen in Wien Teil I

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Im Abschnitt „Die Zukunft unserer Stadt geht in den Kindergarten“ wird auf den spektakulären Ausbau der Kindergartenplätze seit 2009 verwiesen und angekündigt, dass nun ein besonderer  Schwerpunkt auf die Sicherung von einheitlichen  Qualitätsstandards

  • beim Personal und  bei der Ausstattung, der Unterstützungssysteme gelegt werden soll und
  • die Implementierung einer sozialindizierten Ressourcenverteilung beabsichtigt ist.

 Konkret versprochen wird:

 ● ein massiver Ausbau der Sprachförderung in elementaren Bildungseinrichtungen für Kinder mit nichtdeutscher Erstsprache (Erhöhung der Anzahl der Sprachförderkräfte von derzeit rund 300 auf 500 Personen)

● eine Überarbeitung des Wiener Bildungsplans nach wissenschaftlichen Erkenntnissen,
● die Implementierung einer Kund_innen-Anlaufstelle für Anliegen zum Wiener Kindergartenbereich,
● die Evaluierung und Verbesserung der vorhandenen Strukturen für Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung,  

● eine Evaluierung und Verbesserung der Zusammenarbeit zwischen elementaren Bildungseinrichtungen und Schulen (Blickrichtung auf die  Schuleingangsphase),
● ein transparentes und nachvollziehbares Kontrollsystem zur Einhaltung der Qualitätsstandards, das auf einem Vier-Augen-Prinzip und einem Rotationssystem beruht.

 Fazit: Der Ausbau der Sprachförderung, die nochmalige Klärung grundlegender Bildungsaufgaben, Maßnahmen der Qualitätssicherung und der Aufbau eines Evaluations- und Monitoring-Systems lässt die Handschrift der Neos vermuten, ist aber unabhängig davon ein Schritt in die richtige Richtung, weil dies eine dringend notwendige Mängelanalyse impliziert  und eine Überprüfung angestrebter  Ziele erwarten lässt. Wenn diese Maßnahmen Erfolg haben, sollten die Deutschförderklassen des Ministers Faßmann weitgehend obsolet und der erfolgreiche Besuch der 1. Schulstufe der Volksschule nach dem Kindergartenbesuch zum Standard  werden. 

Die  institutionelle Weiterentwicklung im Bereich der Kindergärten muss  eine parallel laufende Personalentwicklung miteinschließen.  Das Koalitionspapier berücksichtigt das und verspricht:

● die Erstellung einer Wienweiten Personalbedarfsprognose,

● eine Erhebung zu Motiven des Berufseintritts bzw. Nicht-Eintritts nach Absolvierung einer Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (BAfEP)sowie eine Maßnahmenableitung zur Steigerung der Berufseintrittsquote,
● den Ausbau der praxisintegrierten Erwachsenenbildung an den BAfEP,

● eine Image- und Informationskampagne für das Berufsfeld Elementarpädagogik,
● Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch Erhöhung der Erwachsenen-Kind-Relation in den Gruppen zu den Hauptbetriebszeiten,
● Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch Verfügbarkeit von zusätzlichem Unterstützungspersonal für hauswirtschaftliche und administrative Tätigkeiten,

● die Evaluierung und Weiterentwicklung der im elementaren Bildungsbereich tätigen Berufsgruppen (Diversifizierung des Berufsfeldes, spezifisch vorgeschriebener Personaleinsatz in definierten Gruppen, Personaleinsatzkonzept).
● den Neubau des Ausbildungsstandortes für Elementarpädagogik.

 Fazit: Motivforschung beim Personal, Berufsfeldanalysen, Bedarfsprognosen, Image- und Informationskampagnen – das stammt auf dem Werkzeugkoffer großer Unternehmen im privatwirtschaftlichen Bereich. Es wird spannend zu beobachten sein, wie Sozialdemokraten und die liberalen Neos damit umgehen und ob sie dabei einen gemeinsamen Nenner finden. Im positiven Fall sind Beispielwirkungen für den Bund empfehlenswert.

K.S.