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Planungsmängel – Kommunikationsmängel – Ausbildungsprobleme, eine Rezeptur für Chaos im Bildungswesen

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Klare Worte zum aktuellen Lehrermangel von Dr. Ortwin Wingert (ehemaliger Vizepräsident des Landesschulrates f. OÖ):

Die nunmehrige Ausbildung an den Pädagogischen Hochschulen war sicherlich gut gemeint und wohl auch vorbereitet. Man hatte aber übersehen, dass die Verlängerung der Ausbildung von 6 auf 8 bzw. 10 Semester zwangsläufig zu einem Anstellungsloch von fast 2 Jahren führen wird. Das hätte man berechnen  und einkalkulieren  müssen. Man hätte auch ziemlich genau abschätzen können, wie viele LehrerInnen in Pension gehen werden. Die Anzahl der PensionistInnen und die Anzahl der NeuanfängerInnen wäre eigentlich zu berechnen gewesen. Daraus kann man auch die erwartbare Einstellungslücke feststellen.   Auch die Anzahl der SchülerInnen ist jedenfalls zu berechnen. Es ist daher – aus meiner Sicht – sehr fahrlässig gewesen, diese drohende Situation nicht zu erkennen und entsprechende Maßnahmen rechtzeitig zu ergreifen. Eine weitsichtige Bildungsplanung hätte den Schulen viel erspart.  Die Pandemie hat mit diesen Zahlen nur bedingt zu tun.

Weiters: Man hat die Ausbildung nicht nur verlängert, sondern auch die Fächergruppen verändert. Ab nun können Studierende zwei Fächer, frei nach ihrer Wahl, studieren – wie früher auch an den Universitäten für die Professoren an den Höheren Schulen. Manche Fächergruppen – wie z. B. Geschichte und Musikerziehung oder andere Kombinationen – haben im Lehrplan der Schulen nur wenige Stunden Unterricht pro Woche. Diese Unterrichtszahl ergibt dann zumeist keine ganze Lehrverpflichtung. Man bedauert jetzt, dass die Lehrerinnen zu wenig Unterrichtsstunden halten können. Zumeist müssen LehrerInnen auch fachfremde Stunden halten, zumeist freiwillig genötigt. Manchmal benötigen sie die Teilzeitverpflichtung auch deswegen, weil sie ihre Masterausbildung berufsbegleitend vollenden wollen.  

Zur gleichen Zeit stellte man die Verwaltung von Landesschulräten auf Bildungsdirektionen um, in reine weisungsgebundene  Verwaltungsbehörden des Unterrichtsministeriums um.  Das hat auch zur Folge, dass die Lehrerstunden jeweils vom Ministerium an die Länder zugewiesen werden, je nach Schülerzahlen und Schulstandorte pauschal und nicht immer punktgenau. Als ehemaliger und langjähriger Vizepräsident des Landesschulrates für Oberösterreich weiß ich, wie schwierig die fachgerechte Zuteilung für die Städte und noch viel schwieriger für die ländlichen Gebiete sein kann.