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Helmut Seel / Wünschbares und Machbares in der Lehrerbildungsreform

von Helmut Seel
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Die Kommission, welche für Bundesministerin Dr. Schmied Vorschläge zur Reform der Lehreerbildung zu erarbeiten hat,, ließ bezüglich des Standes ihrer Beratungen bisher nichts verlauten. Es macht in dieser Situation offensichtlich Sinn, Modelle zu einer Neugestaltung der Lehrerbildung in Erinnerung zu bringen.

Thomas Bulant hat auf dieser website ein Konzept (apsfsg) vorgestellt, das alles Wünschbare vereinigt: Die Lehrer aller Schulformen werden in einem differenzierten Masterstudium gleichwertig und auf höchstens Niveau (Universität) ausgebildet. Ob er damit allerdings etwas Realisierbares beschrieben hat, bleibt abzuwarten.

Er fordert damit aber heraus, dem eine Minimalvariante der Lehrerbildungsreform gegenüberzustellen. Diese müsste zumindest das Folgende berücksichtigen:
- Die Pädagogischen Hochschulen haben in einem Gesamtsystem der Lehrerbildung ihren Platz, auch wenn der Status dieser Hochschulen derzeit nicht zufrieden stellen kann, da er nicht einmal den Fachhochschulen geschweige denn den Universitäten entspricht. Auszubauen wäre die Autonomie der Institution (Einrichtung eines entscheidungsbefugten gewählten Kollegialorgans, das auch an der Leiterbestellung mitwirkt) und vor allem die Zuerkennung der Lehr- und Forschungsfreiheit. Letzteres erfordert eine Personalreform, welche Planstellen für habilitierte Hochschullehrer vorsieht, und - zumindest in einer Übergangsperiode - die Einrichtung einer Rates der Pädagogischen Hochschulen in Analogie zum Fachhochschulrat, zusammengesetzt aus habilitierten Schul- und Erziehungswissenschaftlern, Hochschulvertretern und Experten aus der Schulverwaltung. Dieser Rat hätte die unabhängige Approbation der Curricula der Hochschulen vorzunehmen und die akademische Graduierung der Absolventen der Pädagogischen Hochschulen zu sichern.
- Die Schulorganisation, die allerdings einer dringenden Novellierung des § 3 des Schulorganisationsgesetzes durch Einführung einer Gliederung der Sekundarschulen in eine Sekundarstufe I und eine Sekundarstufe II entsprechend dem ISCDE-Gliederungsschema der UNESCO bedarf, kann für die Lehrerbildung maßgebend sein. Dies heißt im Klartext: Für die Sekundarstufe I ist ein eigener Mittelstufenlehrer zu schaffen. Es erscheint durchaus möglich, diesen in einem reformierten (eventuell verlängerten) Bachelorstudium auszubilden. Dies hätte zur Voraussetzung, dass in der bereits im Regierungsabkommen fixierten Gliederung der universitären Lehrerbildung in ein Bachelor- und ein Masterstudium die Mittelstufenlehrerausbildung (Unterstufe der AHS) im Bachelorstudium erfolgt. Der Oberstufenlehrer (Sekundarstufe II) wäre dann in einem anschließenden Masterstudium auszubilden. Die beiden Bildungsgänge zum Mittelstufenlehrer (Bachelorstudium an der Universität und an der Pädagogischen Hochschule) wäre zu vereinheitlichen, der Übergang vom Bachelorstudium Mittelstufenlehrer an der Pädagogischen Hochschule zum Masterstudium Oberstufenlehrer an der Universität wäre zu ermöglichen. Die Absolvierung des gesamten Lehramtsstudium an der Universität würde zu einer Doppelqualifikation im Lehramt (Sekundarstufe und Sekundarstufe II) führen. Absolventen der Hauptschullehrerausbildung an den Pädagogischen Hochschulen könnte ein Masterstudium an den Pädagogischen Hochschulen zur Erweiterung der Lehrberechtigung (Polytechnische Schule, eventuell Grundschule, Sonderpädagogik, aber auch Schulmanagement, Erwachsenenbildung) angeboten werden.

Der Vorwurf, damit sei eine Billigvariante der Lehrerbildungsreform beschrieben, ist zweifellos angebracht. Jedoch ist auch zu beachten, dass die statusmäßige Einheitlichkeit der Lehrer für alle Kinder im schulpflichtigen Alter erhalten bliebe. Dies hätte jedenfalls den Vorzug zu erhalten gegenüber einer anderen denkbaren Kompromissvariante, nämlich die Statusvereinigung von Oberstufen- und Mittelstufenlehrer auf Grund eines Masterstudiums für beide und das Zurücklassen der Grundschullehrer auf dem Bachelorstatus. Leere Staatskassen könnten dies diktieren, denn die Anhebung nur der Hauptschullehrer auf L 1-Niveau käme wesentlich billiger als eine solche Anhebung für alle Pflichtschullehrer.

Aber vielleicht sind das nur die Phantasien eines vielfach von der Schulreform Enttäuschten und es gelingt tatsächlich die große Lösung der Vereinheitlichung der Ausbildung aller Lehrerkategorien !