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Faktenbasierte Anregungen für eine neue Kultur in der Bildungspolitik und Bildungsreform

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„Bildungspolitische Entscheidungen basieren erfahrungsgemäß wesentlich häufiger auf politisch-ideologische Überzeugungen, auf Vorurteilen, Vermutungen und Erwartungen, nicht selten auch auf Wunschdenken als auf der  Analyse wissenschaftlicher Ergebnisse. Umso wichtiger ist es, die bildungspolitischen Akteure für wissenschaftliche Analysen auf die (beabsichtigten und unbeabsichtigten) komplexen Auswirkungen ihrer Entscheidungen aufmerksam zu machen,  wobei freilich die Überzeugungskraft wissenschaftlicher Rationalität nicht überschätzt werden sollte. Politik, die sich nicht beraten lassen will, lässt sich für wissenschaftliche Argumente kaum beeinflussen.“ *

 IHS-Bildungsforscher Lorenz Lassnigg hat sich die aktuellen Problemfelder der Bildungsdiskussion vorgenommen und minutiös in ihre Einzelteile zerlegt. Herausgekommen sind dabei "faktenbasierte Anregungen für eine neue Kultur in der Bildungspolitik und Bildungsreform", wie der Forscher schreibt. Die Ergebnisse liegen nun unter dem Titel IHS-POLICY BRIEF – Bildungspolitik und Bildungsreform vor. http://irihs.ihs.ac.at/4051/1/IHS_Policy_Brief_14_Lassnigg.pdf

 Die Expertise enthält konstruktive  Handlungsvorschläge in den folgenden Bereichen:

  1. Sackgasse ‚große Reform‘: Die wesentliche Botschaft besteht darin, dass in Österreich auf der Ebene der Politik die größeren Probleme liegen als auf der Ebene der Praxis in den Schulen.
  2. Unbedingte Voraussetzung für einen erfolgreichen Neuansatz ist ein ‚lagerübergreifender‘ inhaltlichen Diskurs.
  3. Gemeinsame Situationsdefinition und Erwartungen an das öffentliche Bildungswesen als Plattform
  4. Wesentliche Themenbereiche für inhaltliche Klärungen:
    • die Herstellung von Transparenz der Finanzierung und der Ressourcenströme, 
    • das Verständnis der fragmentierten Akteurskonstellation und der Rolle der Arbeitsbeziehungen und der Interessenvertretungen in der Governancestruktur, 
    • die Möglichkeiten und Grenzen von Schul- und Gemeinde-Autonomie als Governance-Instrument oder -Form, und 
    • die demokratischen Anforderungen an die Schulorganisation als einem wichtigen sozialen Verteilungsmechanismus. 

5. Professionalisierung der Praxis und produktive Nutzung von Forschung/Entwicklung

6. Handlungsvorschläge

    • Professionalisierung: Inventory der innovativen Aktivitäten, Konzeption und Entwicklung (zivilgesellschaftlicher) professioneller Organisation 
    • Governance-Finanzen: Herstellung von Transparenz der Ressourcenverwendung und Objektivierung des Finanzbedarfs 
    • Autonomie: sorgfältig geplante und begleitete ‚Demonstration-Projects‘ zur bottom-up Erprobung auf Gemeinde- und Schulebene 
    • Governance-AkteurInnenkonstellation: vertiefende Analyse der Positionierung, Politik und Wirkungen der Interessenvertretungen der Lehrpersonen 
    • Schulstruktur: Methodisch einwandfreier State-of-the-Art-Review zu den Potentialen und Problemen einer gemeinsamen Schule aufgrund der wissenschaftlichen Ergebnisse zu den internationalen Reform-Erfahrungen 
    • Geteilte Situationsdefinition und Erwartungen: Deliberations-Prozess über die ideologischen Unterschiede aufsetzen

*  Zitat aus: „Steuerung des Bildungssystems: Entwicklung, Analysen, Perspektiven“ 2006 / Hasso von Recum

K.S.